Keine Schulden mehr: ÖVP in der Propaganda-Schlacht

Ich kann dieses unreflektiert dümmliche Geschwätz über Schulden nicht mehr hören. Wie so oft gibt es hier kein Gut oder Böse. Was die meisten konservativen Politiker und die ÖVP nicht davon abhält, weiterhin Blödheiten zu verbreiten!

Letzte Woche erst meinte Landeshauptmann Platter, „Schulden zu machen“ sei „unanständig gegenüber der jungen Generation“. Eine gängige Sichtweise in der ÖVP. Allerdings völlig lächerlich, denn Schulden sind nicht gleich Schulden!
Ein Beispiel?
Es ist also unverantwortlich seinen Kindern gegenüber, einen Kredit aufzunehmen (und das, liebe ÖVP, heißt Schulden machen und ist elementarer Bestandteil des Kapitalismus!) und ein schönes Haus zu bauen? Schon klar, bei der ÖVP brauchen die Sympathisanten keine Kredite für Häuser, sie erben sie einfach!
Aber der Normalsterbliche muss zwanzig bis dreißig Jahre einen Kredit zurückzahlen, um eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim für sich und die nachfolgende Generation zu schaffen. Wenn es sich überhaupt je ausgeht! Und das ist auch eine „mehr ausgeben als einnehmen Materie“.
Noch ein Beispiel?
Ein Unternehmer investiert in seinen Betrieb, macht diesen fit für die Zukunft und die nachfolgende Generation. Womöglich neue Maschinen, ein moderner Fuhrpark, neue Mitarbeiter. Einiges bis alles wird über Kredite (sofern der Unternehmer überhaupt einen von der Bank erhält) finanziert. Das ist ebenfalls der wirtschaftliche Lauf im Kapitalismus. Schulden machen in der Gegenwart, um sich Investitionen leisten zu können, die in der Zukunft Verbesserungen und Gewinn bringen!
Und noch ein Beispiel!
Ein Dach ist undicht, es regnet hinein. Es gibt nicht genug Geldmittel, um den Schaden zu beheben. Also können nur Schulden die unaufhaltsame Zerstörung des Hauses unter dem kaputten Dach aufhalten. Völlig egal, ob sich der Hausbesitzer gerade den Kredit „leisten kann“. Es ist eine Notwendigkeit – auch und gerade für die Kinder.
Was ich damit sagen will?
Ja, es gibt sie, die sinnvollen Schulden. Diese sind niemals „unanständig gegenüber nachfolgenden Generationen“.
Was keiner braucht, sind Schulden á la Haider mit der Hypo-Alpe-Adria: sich damit Wohlwollen beim Stimmvieh zu sicher. Schulden wegen irgendwelcher Thermen, die sich Bürgermeister einbilden. Unnötigen Kreisverkehren. Oder, im Privatbereich, die Schulden für einen zu teuren Wagen, eine Urlaubsreise oder das Handy.
Die Wirtschaftspartei ÖVP (inklusive ihrer konservativen Schwesterparteien) scheint im 21 Jahrhundert immer noch nicht mental aus dem kleingeistigen Krämerladen herausgewachsen zu sein. Aber es wird schleunigst Zeit!