Blauer Star mit „schwarz-rot-goldenem“ Kern

Mit einer unaufgeregten, sympathischen und wirkungsvollen Medienpräsenz kam Norbert Hofer unangefochten in die Stichwahl. Es ist auch völlig in Ordnung, in einer Demokratie neue Realitäten durch Wahlen herbeizuführen. Aber niemand der potentiellen Hofer-Wähler (da braucht die weibliche Form nicht mit angeführt werden, denn bei seiner Zielgruppe fühlen sich Frauen ja ohnehin mit der männlichen Bezeichnung wohl und mitgemeint) soll später sagen, bestimmte Dinge habe er nicht gewusst!

Jeder hat das Recht, Norbert Hofer als Kandidaten der FPÖ, aus welchen Gründen auch immer, zu wählen. Die momentane indiskutable Leistung der Regierung spielt hier eine große Rolle, sein jugendliches Alter eine ebenso nicht unbedeutende.
Aber jeder andere hat das Recht, diese Wahl-Entscheidung zu kritisieren. Und zwar aus folgenden Gründen:
Bis heute ist das Verhältnis von Norbert Hofer zu Österreich, der österreichischen Nation und der Eigenständigkeit gegenüber Deutschland nicht befriedigend geklärt. Was für jedes Mitglied einer deutsch-nationalen Burschenschaft gilt! Die windigen Erklärungsversuche mit der Übernahme der Farben von 1848 in die Flagge Deutschlands sind lächerlich. Der FPÖ-Kandidat wird kein unabhängiger Präsident werden, das ist für einen rechts-nationalen Kandidaten auch unmöglich, der in jedem Andersdenkenden einen potentiellen Gegner sieht.
Norbert Hofer ist die FPÖ. Und wenn er davon spricht, Präsident für alle Österreicher sein zu wollen, so ist das natürlich nur für „echte Österreicher“ gemeint. Wer ein echter Österreicher ist, entscheidet einzig die FPÖ. Somit sollten so manche Fans überlegen, ob sie bei einer kommenden „Heimatpartei“ überhaupt eingeladen oder dabei wären.
Norbert Hofer wird immer die FPÖ sein. Deshalb spielt er, wie die restliche Partei, zur Machtvermehrung mit der ökonomischen Zukunft des Landes und der Kinder (da auch der echten österreichischen!) durch einen desaströsen Kurs weg von der EU und hin zu einer tödlichen Umarmung mit Russland.
Und wenn es die weniger denkenden Menschen auch niemals wahrhaben wollen: das Beste, was Österreich passieren konnte, war der EU-Beitritt. Es gibt einige negative Dinge, keine Frage. Nichts davon löst, nebenbei, Hofer und die FPÖ. Aber die Vorteile überwiegen die Nachteile bei weitem. Jeder, der etwas Anderes behauptet, lügt einfach oder kann/ will es schlicht nicht begreifen.
Und welche unrühmliche Rolle die FPÖ seit Jahren bei sozial-politischen Themen, diversen Gleichstellungs-Debatten, Schul-Agenden und bei der Bekämpfung von „ideologischen Feinden“ spielt, muss ebenfalls zu denken geben.

Niemand soll auf die Wahl von Hofer verzichten, wenn er der Meinung ist, dass es dieser Kandidat zum Bundespräsidenten schaffen soll. Aber keiner darf dann blöd daherkommen und raunzen, er habe ja nicht geahnt, welche Geisteshaltung der Hofer hat.
Für lächerlich und überzogen erachte ich die nun allerorts aufkeimenden Kassandra-Rufe, die vor einer „Orbanisierung“ und „rechts-nationaler“ Übernahme der Republik warnen. Österreichs Verfassung ist mit den fragilen Halb-Demokratien des ehemaligen Ostblocks nicht vergleichbar. Für solch einen Wandel braucht es schon eine 2-Drittel Mehrheit. Durch die momentane Schwäche der ÖVP ist diese Gefahr, zum Glück, sehr gering. Zugegeben, im Moment.
PS: Wer Hofer wählt, bekommt zu 100% nur die FPÖ. Wer das nicht will, darf Hofer nicht wählen. Das ist kein Lagerwahlkampf-Denken, das ist gesunder Menschenverstand. Wer mit dem anderen Kandidaten Van der Bellen ebenso nichts anfangen kann, muss zu Hause bleiben.