Am 11.Oktober wird die SPÖ Wien die Rechnung für permanentes Ignorieren ihrer (angeblichen) Kernwählerschichten präsentiert bekommen. Fünf Jahre wären Zeit gewesen, vor allem den Menschen in den Gemeindebauanlagen in den sogenannten Flächenbezirken zu erklären, warum die simpel gestrickten Halb-Lösungen der FPÖ nur simpel gestrickte Bürger beeindrucken können. Fünf Jahre tat sich fast nichts.
Bei all den Inserat-Millionen ging sich keine Informationskampagne aus, warum viele bis fast alle Zahlen, Fakten und „Wahrheiten“ der FPÖ nicht der kompletten Realität entsprechen. Keine Aufklärung darüber, was es z.B. heißt, Mindestsicherung zu beantragen oder zu erhalten. Keine Aufklärung über die Notwendigkeiten, in wirtschaftlich schlechten Zeiten mit öffentlichen Geldern die Konjunktur halbwegs am Leben zu erhalten. Keine Kritik an Wienern, die über die Mariahilfer Straße keppeln, aber seit 20 Jahren nicht mehr einen Fuß dorthin gesetzt haben. Statt dessen Jubelmeldungen, Beschönigungen und Ablenkungen in den jeweiligen Medien.
Eine Partei, reich an Errungenschaften und Segnungen für die Stadt, ist sehr müde geworden. Verwalten statt gestalten ist ein gefährliches Motto. Ja, ja, es hat sich eh was getan – ein bissl U-Bahn und Wohnbau, Tourismusankurbelung und kein merkbarer Sozialabbau. Aber wo sind die wirklichen Visionen, die progressiven Ideen seitens der Stadtverwaltung für zukünftige Weichenstellungen?
Das alles interessiert die von den rechten Parteien angezogene Wiener natürlich gar nicht. Alles, was diese Menschen antreibt ist die Angst, kanalisiert im „Ausländer“ und im „nicht mehr Herr im eigenen Haus“ (Frau hatte bei diesen Typen eh nie was zu melden!). Nirgends wurden diese Menschen mit ihren Ängsten flächendeckend von der Wiener Sozialdemokratie abgeholt. Wählerbetreuung ist eine Bringschuld, doch davon wollen die Partei-Oberen offenbar nichts wissen. Und einzelne, motivierte Personen erhalten keinesfalls die rückhaltlose Unterstützung, die sie in Simmering, Floridsdorf oder Favoriten bräuchten.
Drei Monate vor der Wahl auf einmal eine Argumentationshilfe gegen FPÖ-Behauptungen unter den Parteimitgliedern zu verteilen, ist 48 Monate zu spät! Die Abrechnung mit dieser Haltung wird zu heftigen Magenschmerzen führen!