Daten, Zahlen, Warnungen

Ein paar Anmerkungen zu Kommentaren von Experten zur Corona-Krise, unterlegt mit Grafiken, Zahlen und Daten. Für besseren Durchblick auch im Rückblick!
Auf ORF.on wird am 3.2.2021 der Epidemiologe Gerald Gartlehner zitiert, der wegen der Lockerungen in ohnehin sehr homöopathischen Dosen von einem „Spiel mit dem Feuer“ spricht. Andere Experten kritisieren die Lockerungen ebenfalls. So sieht Gartlehner unter anderem die täglichen Zahlen der Positiv-Getesteten als zu hoch an. Noch bedenklicher findet der Experte jedoch, „dass der R-Wert noch immer nur knapp unter eins liege – also ein Infizierter im Schnitt rund einen weiteren Fall verursacht. Steigt dieser Wert, geht die Situation in Richtung exponentieller Fallzahlentwicklung.“ Weiteres meint er: „Die Gefahr, dass uns das Ganze wieder entgleitet und es wieder zu einem raschen Wachstum kommt, ist natürlich relativ groß, hier brauche es dementsprechend genaues Beobachten der Entwicklungen nach den Öffnungen der Schulen und im Handel.“
Quelle: https://orf.at/#/stories/3199984/

Die Warnungen in allen Ehren. Doch genau solche Worte lassen kritische Menschen an den Aussagen zweifeln und die gesamten Maßnahmen als „nicht nachvollziehbar“ erscheinen.
In der unteren Grafik findet sich der gesamte Verlauf des R-Wertes in der Pandemie seit Anfang März. Links, in 2.000ender Schritten, die laborbestätigten Fälle, rechts der jeweilige effektive R-Wert abgebildet. Dieser liegt seit etwa Mitte Mai 2020 bei rund 1. Manchmal höher, manchmal niedriger. Nebenbei, das ist der Mittelwert von ganz Österreich. In manchen Bundesländern schwankte die blaue Kurve noch mehr.
Was will uns der Epidemiologe also mit diesem Wert beweisen? Sogar Mitte November stieg der R-Wert nicht über rund 1,5! Das trägt nicht dazu bei, Kritiker der Corona-Einschränkungen zu besänftigen oder Corona-Leugner zu überzeugen.

Ages Daten alle von https://orf.at/corona/daten/oesterreich/

Ähnlich klingen auch die Warnungen von Pamela Rendi-Wagner. Besonders in Richtung der ohnehin sehr schwachen Öffnungsschritte. Vor einem „Anstieg“ wird gewarnt. Diese Voraussagen schwingen noch vom 7.12. in allen Ohren. Vom „unglaublich riskanten Öffnen“ vor Weihnachten, welches mit „hohen Fallzahlen und Hospitalisierungen Mitte Jänner“ erkauft werden würde. Doch die Fallzahlen geben diese Einschätzung überhaupt nicht her. Im Gegenteil.
Die Zahlen sinken seit November zum Glück. Nicht so schnell, wie das die „Experten“ mit unnachprüfbaren Modellen samt Variablen prognostiziert hatten. Aber wurde auch nicht immer wieder erklärt, dass in der kalten Jahreszeit die Fallzahlen logischerweise steigen würden? Zusätzlich ist ja die Ansteckung durch diverse Mutanten womöglich doch etwas höher. Es hat sich eher gezeigt, dass die Österreicher mittlerweile keine Regierung samt Kurz und Anschober benötigen um zu wissen, wie sie sich selbst sowie Angehörigen und Freunde schützen. Doch auch dazu die Daten.

Das ist auch bei der 7-Tage Inzidenz gut ablesbar. Von extrem erhöhtem Infektionsgeschehen nach den Weihnachtstagen konnte überhaupt nicht die Rede sein. Der Wert lag immer unter dem vom 8. Dezember, wo Geschäfte geöffnet wurden.

Noch ein paar abschließende Worte zu den Intensivbetten. Immerhin waren diese Werte einer der Hauptgründe, allen Einwohner*innen ihre Grundrechte einzuschränken, auch wenn bis heute (Anfang Februar) keine 415.000 Personen mit COVID offiziell in Berührung gekommen sind. Bei einer (völlig unwahrscheinlichen) Verdoppelung dieser Zahl wären es dann immerhin 10 Prozent der Bevölkerung.
Zunächst ein paar zusammenfassende Fakten des Fact-Sheets „Intensivpflege und COVID“ von den Autoren Florian Bachner, Lukas Rainer und Martin Zuba vom 21. Jänner 2021.
Darin finden sich aufschlussreiche Zahlen und Fakten. So wird die gemeldete Gesamtkapazität der Intensivbetten für Erwachsene (ohne Zusatzkapazitäten) bundesweit mit 2.027 angegeben.
Die meisten Belegungen durch COVID-Fälle gab es am 26.11.2020 mit dem Höchststand von 714.
Vom März bis Ende November lagen insgesamt 1.342 Personen mit positiven Testresultaten auf einer Intensivstation.
Den Aufenthalt haben etwa 30% oder 408 Personen nicht überlebt. Das entspricht etwa einem Anteil von 19% an allen bis Mitte November Verstorbenen COVID-Patient*innen.
42% verstarben auf Normalstationen und weitere 39% außerhalb landesfondsfinanzierten Krankenanstalten.
Im Durchschnitt verbrachten die Patienten 11,3 Tage auf der Intensivstation, Verstorbene rund 10,9 Tage.
Im Altersschnitt waren 62% der Intensivpatienten über 65 Jahre, nur 13% waren jünger als 50 Jahre. Von diesen verstarben 6%. Bei den 50 bis 64jährigen lag die Sterblichkeit bei 14%.
Insgesamt mussten 0,94% der positiv getesteten Personen in Österreich intensivmedizinisch versorgt werden.
Quelle: Fact-Sheet Intensivpflege und COVID, Bachner, Rainer, Zuba, 2021, https://www.sozialministerium.at unter Suche „Factsheet Coronavirus Hospitalisierungen“ unter Suche „Factsheet Coronavirus Hospitalisierungen“
Diese Zahlen werden auch durch die AGES Grafik untermauert. Am 27.11. war ein einziges Mal die Auslastung bundesweit auf 60,1% gestiegen (belegte Betten 703, freie Betten 467 reserviert für COVID-Fälle, siehe Markierung).

Diese Beispiele zeigen m.E. das Problem mit den immer stärkeren Widerständne gegen Corona-Maßnahmen. Es gibt seit Anfang keine stringente Kommunikation zu den notwendigen Maßnahmen aufgrund transparenter Daten. Sind die Zusammenhänge zu kompliziert für eine Grafik, müssen sie vereinfacht werden und erklärt. Ewige Warnungen und Panikmache entlarvt sich im Rückblick oft als überbordend oder schlicht falsch. So streut die Regierung mit ihren handverlesenen Experten samt bestimmten Oppositionspolitikerinnen die Saat der Verunsicherung. Die dann von Coronaleugnern recht einfach widerlegt werden können. Das endet dann im Misstrauen weiter Bevölkerungsteile gegenüber tatsächlich notwendigen Maßnahmen. Aber wenn jede zweite Woche die „entscheidende“ wird und sich die Regierung an Kranken abputzt, wundert mich diese Haltung nicht. Denn auch ich benötige keinen Studienabbrecher samt Volksschullehrer, um mich effektiv vor einem Virus zu schützen!