Traum und Wirklichkeit: 12 Stunden Arbeitstag

Für ein paar Arbeitnehmer wird die Neuregelung der Arbeitszeit tatsächlich positive Effekte haben. Für einen weit größeren Teil der Unselbständigen aber nicht. Noch dazu, wo „Freiwilligkeit“ nicht gegeben ist bei einem Abhängigkeitsverhältnis – und das ist unselbständige Arbeit! Doch abgesehen von allen ideologischen Aspekten bleibt das Problem Zeit! Rechnen wir doch einmal ganz einfach zusammen:

  • 12 h Arbeitstag
  • 01 h Pausen dazwischen, etwa für Mittagessen, (Weiter)Bildung
  • 04 h Arbeitsweg, denn 2 Stunden in eine Richtung sind doch zumutbar*
  • 01 h für Körperhygiene wie Duschen, Zähneputzen, Stoffwechsel
  • 06 h Schlaf als Minimum für halbwegs leistungsfähige Mitarbeiter ohne Unfallrisiko
  • 01 h für Frühstück, Abendessen
    ———————————-
    25 h Gesamt

Hier sind immer noch nicht eingerechnet:

  • Familienleben (kann ja per Telefon während Arbeitsweg erledigt werden, oder beim Frühstück oder dem Duschen!)
  • Diverse notwendige Einkäufe (können ja am Samstag erledigt werden oder online, während der Mahlzeiten etwa)
  • Hobby (ist erst in der Pension gut und lenkt davor von der Arbeit ab!) Vereinsleben, Freunde, etc. (für Urlaube und Pension)

Wer kommt also auf solche Ideen, dass Menschen ohne Probleme eh 12 Stunden arbeiten können, gleichzeitig aber max. 4 Stunden Arbeitsweg für durchaus gerechtfertigt hält und dann noch bei jeder Gelegenheit die tolle Vereinskultur in Österreich lobt und die geringe Kinderzahl beklagt! Weil es ja eh eine flexible Durchrechnung gibt? Nützt nichts für die Tage, an denen den Betroffenen einfach die Stunden ausgehen. Denn wenn es Neoliberale und Teile „der Wirtschaft“ nicht wahrhaben wollen: ein Tag hat auch in Österreich, bei aller Flexibilisierung und jährlicher Durchrechnung, nur 24 Stunden!

PS: Rund 40% der Arbeitnehmer in Österreich erhalten keine gesetzlich korrekte Vergütung ihrer Überstunden. Das wird dann bei dem „freiwilligen“ 12-Stunden Tag natürlich alles korrekt ablaufen. Apropos: wer sich lt. angekündigtem Gesetz auf das Recht zur Ablehnung der 11. und 12. Stunde beruft, wird sicher nicht nach der dritten Weigerung gekündigt – natürlich nicht! Nur zeigt die Realität eine andere Perspektive als die Träume der wirtschaftsfreundlichen und neoliberalen Truppe rund um den Studienabbrecher Kurz und Altpolitiker Strache. Aber niemand, der diese Typen gewählt hat, soll sich mit einem Wort beklagen – denn jeder konnte das wissen und überhaupt tun die „endlich was gegen den Islam!“
*Arbeitsweg mit PKW; daher keine Mahlzeit während Arbeitsweg möglich

Zu diesem Thema erschien schon vor 2 Jahren ein Artikel von mir. Link zu meinem Artikel