Was die Kurz-Wähler bekommen haben…

…haben sie verdient! Wirklich? Auch wenn sie keine Millionäre, Zinshausbesitzer oder Groß-Unternehmer sind? Die Umkrempelung des österreichischen Staates hin zu den Arbeitgebern, weg von den Erwerbstätigen etwa? Aber natürlich, denn jede einzelne Aktion, die seit einem halben Jahr erfolgte, war völlig erwartbar mit Türkis. Also keine Beschwerden!  „Jetzt tun die was gegen den Islam und schützen unserer Grenzen!“, können die Kurz-Fans von 2017 begeistert rufen, wenn sie nach 12 Stunden aus der Firma kommen, trotzdem keine adäquaten Kinderbetreuungseinrichtungen da sind, Öffis nicht mehr fahren, die Wohnungsmiete noch einmal teurer wurde und die letzten drei Krankenstände nach Missbrauch durchleuchtet wurden, mit Bitte um Auskunft, warum schon zweimal ein „grippaler Infekt“ vom Arbeiten abhielt (hier macht auch die Öffnung der ELGA-Datenbanken für „berechtigte Interessen“ richtig Sinn!). Ob die Wähler das alles so gewollt haben?

Menschen haben Kurz und Türkis hauptsächlich gewählt, weil der „was gegen den Islam und die Flüchtlinge“ tut, die „Grenzen schützt“ und weil es „Zeit war!“. Noch dazu so ein fescher Bursch, eloquent in seinen völlig inhaltsleeren Textbausteinen, aber immer wieder die richtigen Reizworte im Köcher. Etwa den tollen Reform-Kurs, der ein Stück mitgegangen werden soll. Diverse Personengruppen sind auf diesen Schmäh hereingefallen.
Denn der Reformweg ist streng konservativ neo-liberal, ohne Rücksicht auf Ausgleich und Kompromiss. Angeordnet von einer „starken Persönlichkeit“, die ohne Rück- oder Absprache die „notwendigen Schritte“ durchzieht. Hier treffen wir wieder auf die schon unter Schüssel vorherrschende Annahme, im Besitz aller Weisheiten zu sein und Kritik am Vorgehen sich nur aus Neid, Missgunst und Lügen speist! Konsens ist nur für Schwache, die keine klare Richtung vor Augen haben. Denn wer sich auf dem richtigen Weg weiß, lässt sich doch nicht davon abbringen!
Kurz will mit seinen ergebenen türkisen Schergen den österreichischen Sozialstaat in ein neo-liberales Wirtschaftsgebilde umwandeln. An dessen Hebeln streng konservative Ideologen walten und schalten und die lästige Konsens-Politik der letzten Jahrzehnte abschaffen. Weil geht’s dem Unternehmen gut, passt es. Ob es den Angestellten gut geht, interessiert doch den türkis affinen Wirtschaftsboss wenig, solange die hackeln und nicht freche Forderungen wie gerechten Lohn, Freizeit oder Überstundenabgeltung verlangen! Sollen froh sein, dass sie überhaupt einen Job haben und ned depperte reden.
Gewerkschaft, Arbeiterkammer? Unnütze Klötze am Bein der freien Marktwirtschaft, die nur hineinfunken und unerhörten Ideen in die Köpfe der Erwerbstätigen setzten! Wer auf das Recht von Ruhezeiten, Work-Life-Balance, oder faire Abgeltung von Überstunden pocht, ruft doch nur zum völlig veralterten „Klassenkampf“ auf. Den benötigen die modernen Arbeitnehmer doch nicht, die jederzeit auf Augenhöhe mit ihren Chefs reden und verhandeln.
Na klar! Vor allem solche Unselbständige, die sich nicht einmal beim Supermarkt trauen, nach einer weiteren Kassa-Öffnung zu rufen oder eine völlig ungenießbare Speise im Lokal ebenso nicht zurückzuschicken!
Der Weg von Kurz kennt einige Gewinner, jedoch viel mehr Verlierer. Er zerstört den gesellschaftlichen Konsens (Stichwort „Mir ist der 12Stunden Tag wurscht, bin eh in der Pension!“) und schwächt die Arbeitnehmer (Freiwilligkeit vs. Anordnung).  Doch am schlimmsten ist, dass diese Art der Politik Wahl- und Entscheidungsfreiheiten im Wirtschaftsleben für Menschen suggeriert, die eine solche in Wahrheit gar nicht haben. Und auch niemals haben werden als Weisungsgebundene!
Es wird Zeit, endlich aufzuwachen und abzuwägen, ob „etwas gegen den Islam“ und „für die Grenzsicherung“ zu tun die persönlich zu erwartenden Nachteile im Leben der WählerInnen wirklich so locker aufwiegen! Wenn ja, dann passt es. Wenn nicht, muss ernsthaft darüber nachgedacht werden, welche Themen und Sachfragen in kommenden Wahlkämpfen zum Kreuzerl überzeugen sollten.