Die Marke Kern

In einem Kommentar im Standard (1.9.) bemängelt Eric Frey die unklare Positionierung der „Marke Kern“ im Gegensatz zu Kurz. Dieser Eindruck ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings müsste das nicht sein.

Frey schreibt unter anderem vom „fehlenden Markenkern“ und „wofür der Simmeringer Arbeitersohn, der dann zum Spitzenmanager wurde, eigentlich steht, lässt sich nur schwer in Worte fassen“.
http://derstandard.at/2000063440175/Die-Marke-Kern-ist-nicht-stimmig 
Dabei wäre die Werdensgeschichte Kerns der beste Aufhänger: authentisch (da geschehen) und ein perfektes Beispiel für die (ehemalige?) Politik der SPÖ. Egal, woher jemand kommt, der Mensch hat die Chance auf Karriere. Auch als Simmeringer Arbeitersohn! Mit persönlichem Fleiß (diese Komponente steht mir tatsächlich bei SPÖ, aber auch den Grünen immer zu wenig im Vordergrund), aber auch mit den besten Rahmenbedingungen: kostengünstige Ausbildung (idealerweise gratis), Unterstützung wo benötigt und volle Förderung für die Talentierten.
Gleichzeitig eine Gesellschaft, in der nicht nach einem zufälligen Status der Eltern die Kinder keine Chance auf völlige Verwirklichung ihrer Talente haben. Denn das ist tatsächlich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren wieder schlechter geworden.
Diese Geschichte ist der Markenkern! Das ist eine glaubwürdige Basis für alle weiteren Themen, die Kern unter das Wahlvolk bringen möchte. In dieser Erzählung ist Solidarität drin, Gerechtigkeit, Fairness, aber auch Wille zur Leistung und Durchsetzungsvermögen – ganz ohne Spindoktoren oder Berater. Und diese Inhalte sind auch leicht zu erzählen und so für Menschen auch zu fassen.
Die Krux der Sozialdemokratie in Europa ist ihr fehlendes Selbstverständnis und mangelndes Selbstvertrauen. Daher werden die proletarischen Wurzeln vergessen, verleugnet oder einfach ausgeblendet. Wir sind doch alle Mittelstand! Doch hier beginnt die Entfremdung einer Partei und ihrer Funktionäre von der vielzitierten Basis. Die eben oftmals nicht Mittelstand ist, es niemals war. Aber durch ein gesellschaftliches Verständnis a là SPÖ kann und soll jeder aus eigener Kraft und mit ein wenig Hilfe des Staates seinen Weg gehen – direkt hinein in eine verbesserte (persönliche und ökonomische) Zukunft. Kern hat solche Wurzeln, wie viele innerhalb der SPÖ. Wenn er sich darauf als „Kernmarke“ verlässt, kommen alle anderen Attribute ganz von selbst!
Übrigens, sollte das eben geschriebene mit dem Slogan „Ich hol mir, was mir zusteht“ gemeint sein, ist das kräftig in die Hose gegangen!