Es gibt wenig Neues zu berichten von Sebastian Kurz und seiner Liste. Üben wir uns in Geduld, was für ein Programm irgendwann im Spätsommer kommt. Aber ein paar Dinge scheinen jetzt schon klar. Etwa der Umstand, dass Kurz bei innenpolitisch heiklen Themen auf Tauchstation geht und wenige klare Aussagen öffentlich tätigt. Dass er eben keine Bewegung wie Macron in Frankreich auf die Beine gestellt hat. Oder die logische Koalitionspräferenz des „jungen Politik-Talents“ mit der typischen Parteikarriere eines Alt-Politikers aus dem letzten Jahrhundert!

Wer es immer noch nicht glauben will oder kann: wer ÖVP wählt, bekommt wirklich die FPÖ dazu. Letzter Beweis dafür ist Graz. Unter Kurz ist das ebenfalls mehr als sehr wahrscheinlich. Denn ist die Öffnung der Roten gegenüber Strache und Co zunächst eine taktische Variante, ist es bei Kurz eine Frage des Überlebens!
Und zwar aus folgenden Überlegungen: Sollte Kurz nicht die Wahl gewinnen, ist seine Karriere im Grunde vorbei (siehe Frau May in UK nach ihrer Schlappe!).
Wenn Kurz mit seiner Pseudo-Liste allerdings siegt, ist die Neuauflage einer Koalition mit der SPÖ fast unmöglich. Denn das hätte den Geruch der Frotzelei des Wahlvolks anhängen. Auch wird in diesem Fall Kern seine Partei in die Opposition führen, sofern er nicht einen Coup a la Schüssel 2000 zuwege bringt.
Die Variante mit einer der kleinen Parteien wird für Kurz eher schwierig aufgrund der zu erwartenden Mandate. Und eine Dreier-Koaltion ist inhaltlich schwierig und trägt den Keim der Sprengung von Beginn an in sich. (Was natürlich auch für Kern gilt!).
Somit bleibt nur noch die Koalition mit der FPÖ. Wobei die Liste Kurz sichtlich mehr bedenkliche Berührungspunkte mit den Blauen hat als andere. Stichwort Balkan, Orban, Flüchtlinge, Eliten-Lobbying.
Wer seine Stimme auf jeden Fall vor blauer Geiselhaft schützen will, muss Grün oder NEOS wählen. Bei Rot gibt es eine mittlere Chance, Strache als unerwünschte Draufgabe zu erhalten. Bei der „Liste Kurz“ ist es fast Gewissheit!