Rücktritt in blassem Grün: Glawischnig wirft das Bio-Baumwollhandtuch

Es muss irgendwie gerade total hipp und angesagt sein, sich von politischen Funktionen loszueisen. Heute tat diesen Schritt nun die Grünen-Chefin Glawischnig. Eva verlässt die gar nicht so paradiesische Politik, bevor sie gegangen wird. Ihre Gründe dafür, ob Gesundheit oder mangelnde Erfolgsaussichten, sind egal. Nun ist H.C.Strache, trotz neuer Brille, der mit Abstand älteste Spitzenkandidat. Außer, es kommt noch der Pilz!Eva Glawischnig war immer motiviert, engagiert und inhaltlich meistens sattelfest. Sie übernahm von V.d.Bellen die Grünen und brachte die Partei auf einen durchaus erfolgreichen Weg. Stärkste Grün-Partei in Europa, ihr ehemaliger Chef als Bundespräsident, in fünf von neun Bundesländern in der Landesregierung.
Dennoch erschien Glawischnig immer auch ein wenig angespannt, gouvernantenhaft und wenig leutselig. Da halfen auch das artifizielle Dialektreden und die Anekdoten rund um ihre Kinder oder die Backhendlstation der Eltern. Bei vielen möglichen Wählergruppen sprang einfach der „Funke“ nicht über. Das waren ihre größten Mankos, nicht die grünen Themen bei Umwelt, Gesellschaft und Sozialem.
Doch die letzten Wochen zeigten die inhaltliche Leere und Abnutzung der Grünen. Dann der Streit mit dem Parteinachwuchs und die Querelen in Wien. Eine schlicht völlig überfordert wirkende Parteichefin konnte irgendwie keine Ruhe in das Ganze bringen.
Schließlich die Geschichte mit der Kurz-ÖVP und Neuwahlen: eine Partei, die im Moment höchstwahrscheinlich noch schlechtere Karten hat als die NEOS. Mit einem womöglich schlimmen Wahlkampf (Stichwort Kurzer gegen kernigen Wahlkampf mit hinter Intellektuellenbrillen verborgenen Blutgrätschen), in dem die Grünen aufgerieben werden.
Der Rücktritt ist richtig, wichtig und kommt gerade noch zum letztmöglichen Zeitpunkt. Mal sehen, welche der genannten Personen nun den Posten übernimmt. Vor allem müssen sich die Grünen, genauso wie auch die SPÖ, entscheiden, in welche Richtung sie sich positionieren wollen. Denn einfach als einziger Garant gegen Strache in einer Regierung zu sein, wird nicht reichen. Die Partei muss endlich auch den breiten Bevölkerungsschichten außerhalb der Bobo-Wohlfühlzonen klar darlegen, warum die Grünen in vielen Dingen schon wichtig sind! Leicht wird das auf keinen Fall!