Was die SPÖ und die Katholische Kirche gemeinsam haben

In beiden Gruppierungen gibt es Mitglieder, die nicht wahrhaben wollen, dass sich ihre Ansichten nach Veränderung und Modernisierung einfach nicht durchsetzen können. Es ist ja verständlich, eine gewisse Zeit auf Umsetzung zu beharren oder zu drängen. Doch irgendwann müssen diese Erneuerer erkennbar, dass es einfach unmöglich ist. Dann kommt der Punkt zum Verlassen, um neue Wege beschreiten zu können.

Im Christentum geschah das mehrmals (Morgenländisches Schisma im 13 Jhd., Luther 1517) und auch Parteien mussten sich mit Spaltungen herumschlagen. Die Sozialisten können selbst ein Lied davon singen, wie sie sich in den 20iger Jahren endgültig von den Kommunisten entfernten. So wie heute bei einigen Katholiken die Rufe nach verheirateten Priestern, echter Gleichberechtigung der Frauen und lebensnaher Sozialmoral wirkungslos verpuffen, ist die Modernisierung der SPÖ ebenso ein Ding der Unmöglichkeit.
Die liberalen Protagonisten der SPÖ müssen langsam einsehen, dass es die SPÖ, wie sie glauben, womöglich niemals gegeben hat. Nach der erfolgreichen Befreiung der Arbeiterschaft und der flächendeckenden Sozialabsicherung gingen den Roten langsam die Betätigungsfelder aus. Eine Impfung der Menschen gegen Rechts-Populismus, die einen Teil des Weges mit der SPÖ unter Kreisky mitgegangen waren, hat nie stattgefunden. Viel schlimmer, die Nazis wurden großteils toleriert, solange diese gegen „die Schwarzen“ waren! Zusätzlich vergaben die Roten viele Chancen während der Alleinregierung aufgrund fehlendem innenpolitischen Weitblick, Stichwort Gesamtschule, Gesundheit, Beschäftigung.
Die historischen Erfolge werden mittlerweile in einem Apparat verwaltet, der mehr für sich selbst als für die Arbeitnehmerinnen da ist. Die Zeichen der Zeit wurden letztmals unter Vranitzky erkannt. Aber seit damals fehlt der SPÖ die Motivation, in eine „Neue Zeit aufzubrechen“. Auch eine Parallele zur Katholischen Kirche. Gerechtigkeitsdebatte? Das ist ein ausgelutschtes Schlagwort geworden, dessen Umsetzung viel zu strapaziös für etliche Funktionäre ist. Gleichberechtigung? Geh bitte, das war doch noch in den 80er Jahren ein Minderheitenprogramm. Gerade die aktuelle Streiterei in Wien zeigt doch, wie schnell Frauen in leitenden Positionen auch in der SPÖ von Männern angegriffen und bedrängt werden!
Die SPÖ steht offenbar vor einer Entscheidung. Alte Freundschaften rosten, doch die „gehörten Signale“ werden von den Falschen interpretiert! Die SPÖ ist keine liberale, fortschrittliche Partei mehr. Beharren auf dem Status Quo, zur Not damit untergehen, das ist die vorherrschende Gefühlslage in den Strukturen. Da wird auch ein Kern nichts ändern. Statt sich selbst wieder um die Menschen zu kümmern, wird eine lächerliche Kooperation mit den Freiheitlichen ernsthaft angedacht. Das ist letztklassig, faul in Denken und Argumentation sowie einfach nur dumm! Zusätzlich versuchen da einige, an ihren gemütlichen Posten und Ämter geklammert, bis zum Ende ihrer politischen Karriere irgendwie noch durchzutauchen.
So viele, vor allem auch junge Menschen, haben an die Versprechen von Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und auch Wohlstand und Sicherheit für alle geglaubt. Jetzt erkennen sie, dass es in der SPÖ einfach an Kraft fehlt, diese ursprünglichen Werte glaubhaft umzusetzen. Stattdessen flüchten sich so manch altgediente Genossen in eine lächerliche Umarmung mit den Blauen in einem Kampf um Machterhalt und die dümmsten Proleten, anstatt den Menschen eine positive Zukunftsperspektive zu eröffnen. Nicht nur im Burgenland! Aber die blaue Welt ist, wie übrigens auch bei der ÖVP, vielen roten männlichen Parteimitglieder emotional ohnehin immer näher gewesen als die grüne.
Daher sollen die erneuernden Kräfte in der SPÖ eine Weile um die Partei und ihre Ausrichtung kämpfen. Aber nach einiger Zeit ohne Erfolg wäre eine Abkehr durchaus überlegenswert. Österreich braucht eine echte, glaubwürdige und moderne Linkspartei. Warum nicht aus den roten Trümmern nach der ideologischen Kapitulation vor der FPÖ.