Neue Parteien braucht das Land

Wenn der großartiger Erfolg von Frau Griss etwas gezeigt hat (und schon vor einigen Jahren der furchtbare Frank Stronach), dann dass es für neue Bewegungen einen gar nicht so kleinen Wählerkreis gibt. Vor allem in der Mitte und auch links davon gäbe es Potential.

Eine Partei, die sich ernsthaft für vernünftige Vermögenssteuern, ein fortschrittliches Bildungssystem und einer Stärkung der Arbeitnehmerrechte ohne besserwisserische Zeigefingermentalität einsetzen würde, hätte sicher in Österreich ihre Zielgruppe. Ebenso eine Gruppierung, die eine wirkliche Selbstverantwortung der Bürger meint (das tut die ÖVP nämlich nicht mit Zwangsbeiträgen und Innungssystemen), freier Wirtschaft und steuerlicher Erleichterung für Innovationen und Forschungen. Aber auch eine rabiate Links-Partei als Gegenstück zur FPÖ könnte, mit den richtigen Inhalten punkten, etwa 6te Urlaubswoche ab dem ersten Arbeitstag, verpflichtende Auszahlung von Überstunden, sofortige gesamtösterreichische Einführung von (unvernünftigen) Vermögenssteuern, leistbares Wohnen durch Enteignung von mehr als drei Jahre leerstehende Immobilien usw und so fort.
Jeder kann das für schlecht halten, für eine Segmentierung (Zerstückelung) der Gesellschaft. Aber ehrlich, sind Parteien wie SPÖ oder ÖVP, die immer noch so tun, als würden sie 80 Prozent der Wähler vertreten, denn besser? Wo immer irgendwelche Inhalte zugunsten anderer zurückstecken müssen?

Das ist doch einer der Gründe für die, völlig berechtigte, Unzufriedenheit der Österreicher mit der momentanen Regierung. Und das Problem, dass offenbar für viele nur eine weitere Altpartei (aber mit viel modernerer und professionelleren Polit-Propaganda und Agitation) als Alternative im Kopf herumspukt. Damit dieser Spuk endlich wieder in vernünftige Bahnen gelenkt wird (und eine rechts-außen Partei wie die FPÖ bei den max. 15 Prozent zu liegen kommt, die so einer Truppe in einer halbwegs normalen Demokratie zusteht), braucht es für die Wählerinnen und Wähler mehr Auswahl. Wir sind nun halt nicht mehr in den 70er Jahren, wo es den Konsumenten auch nicht aufgefallen ist, dass es nur zehn verschiedene Käsesorten gab und zwei Fernseh-Kanäle. Diversifikation ist allgegenwärtig, daher braucht auch die Politik diese Entwicklung. Vor allem in Österreich! Die 5 Prozent-Hürde in den Nationalrat schützt dann vor allzu kruden Auswüchsen.
Es wäre schön, wenn Erfolge wie die von Irmgard Griss, den NEOS oder sogar dem Team Stronach verschiedene Leute zu Parteigründungen animierten. Aber auch Personen im Dunstkreis der SPÖ und ÖVP sollten offensiv über neue Bewegungen nachdenken.