Der bemühte Gesundheitsminister ist Geschichte

Rudolf Anschober ist zurückgetreten. Binnen Stunden wurde sein Nachfolger, der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein präsentiert. Anschobers Rücktritt war laut eigener Aussage eine „medizinische Notbremse aufgrund seiner Gesundheit“. Es ist bedauerlich, wenn der Job krank macht. Aber sein Abgang hätte aus anderen Gründen schon viel früher geschehen müssen. Das hätte ihm gesundheitliche Probleme, und Österreich seine bemühte, aber letztlich vollkommen gescheiterte Rolle als überforderter Minister erspart.
Denn Anschober stolperte von Beginn der Pandemie an über seine eigenen Ansprüche. Es fehlte an Transparenz, denn die Taferln waren keine brauchbaren Daten. Es fehlte an Demut vor grundrechtlichen Eingriffen und demokratischen Werten. Und es fehlte an Härte, die vielen Querschüsse aus türkiser Richtung und den einzelnen Bundesländern zu parieren.
Anschober suchte stets den Konsens mit Politkern, Experten und Fachleuten und vergaß auf die Sorgen und Nöte der Bevölkerung. Er konnte die Lehrer-Attitüde niemals verbergen und verstand nicht, dass die Leute keine „Fleißbildchen“ oder „Mitarbeitssternchen“ wollten, sondern klare, verständliche und vor allem sinnvolle Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung.
Doch wie alle anderen Mitglieder der türkis-grünen Regierung bekämpfte Anschober vor allem die Menschen und nicht das Virus!
Die vielen verunglückten Verordnungen statt zielgerichteter Aktionen zur Senkung des Risikos in Spitälern und Pflegeheimen sind Beispiele dafür. Zusätzlich kamen fachliche Mängel, die besonders ab Herbst 2020 merkbar wurden. Die von Beginn an verunglückte „Corona-Ampel“ war da nur der Anfang. Missmanagement vor allem im Schulbereich sowie bei den „schützenswerten Personengruppen“ war spätestens Ende Dezember klar sichtbar. Das Desaster rund im die Impf-Strategie, gepaart mit unzähligen, großteils sinnlosen Tests besiegelte dann zum Jahresanfang das wenige Wochen später kommende Ende seiner kurzen Amtszeit.
Anschober war bemüht. Aber nicht umsonst ist diese Formulierung in Dienstzeugnissen verboten. Denn sie beschreibt eine Person, die den Anforderungen und Aufgaben ihres Jobs nicht gewachsen war.
Bei aller fachlichen Kritik an Anschober muss jedoch eines festgehalten werden: in seinem Abschluss-Statement sagte er, er und sein familiäres Umfeld erhielten ab etwa November 2020 Morddrohungen. Diese wurden so ernst genommen, dass er unter ständigem Polizeischutz stand.
Das ist Wahnsinn und vollkommen abzulehnen. Es gibt keinen einzigen Grund, einem Politiker den Tod zu wünschen. Auch nicht aus Wut oder als makaberen Scherz! Dieses radikale Gedankengut gehört auf das schärfste bekämpft und gnadenlos ausgemerzt. Harte Kritik muss ein so im Fokus des Geschehens stehender Politiker aushalten – Morddrohungen niemals! Hier hat Anschober mein aufrichtiges Mitgefühl.
Ein Rückzug wegen gesundheitlicher Probleme ist tragisch. Er möge in den nächsten Wochen gesundheitlich wieder Tritt fassen. Seine neue Freizeit vielleicht auch genießen. Auf jeden Fall sollte Anschober, nach einer individuellen Abkühlphase, über seine 15 Monate als Gesundheits- und Sozialminister nachdenken. Vielleicht erkennt er dann, warum gerade Leute wie ich so lange Zeit seinen Rücktritt eingefordert haben.