Frage eines Selbständigen an die Regierung

Mit dem nun beschlossenen Arbeitszeitgesetz ergibt sich eine unerwartete, dennoch existenzielle Frage für einen Unternehmer.

Zum Glück gibt es in meinem Unternehmen keinen Betriebsrat. Das wäre nur eine Verkomplizierung der Verhältnisse. Natürlich lasse ich meine Angestellten auf Augenhöhe mit mir agieren und sprechen. Bestimmen tu’ selbstverständlich ich, immerhin ist es meine Firma und mein wirtschaftliches Risiko.
Jetzt kann ich dann endlich auch offiziell die Leute 12 Stunden in der Firma sitzen lassen, ohne dass der lästige Arbeitsinspektor gleich wieder raunzt und Strafen androht! Im Prinzip ist es ja wurscht. Ich bin ja mit meinen Angestellten quasi befreundet. Und Arbeitszeitaufzeichnungen sind ja unter Freunden ohnehin überbewertet!
Aber da gibt es noch eine ungeklärte Frage mit weitreichender Konsequenz! Denn was soll dieser Passus mit der sogenannten Freiwilligkeit? Seid’s ihr wo ang’rennt? Das kann doch nicht euer Ernst sein!
Also angenommen, ich ordne nun diese 60 Stunden-Woche an. Und dann kommen die Befehlsempfänger…äh…Mitarbeiter und können einfach sagen: „Chef, schleich di, wir werden sicher ned solang arbeiten!“
Das dürfen die dann??!!! Und wenn ich sie raus hau, dann können diese undankbaren G’sichter mich auch noch beim Arbeitsgericht verklagen?
Da brauch’ ich doch das Gesetz nicht! Ich kann nur hoffen, dass die Lügenpropaganda vom ÖGB stimmt und ich diese Leute zwingen kann, solange zu arbeiten, wie ich will. Natürlich alles freiwillig, nach meiner Anweisung.
Aber so? Da werden wir noch ein paar Adjustierungen brauchen. Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Sekretärin als „Führungskraft“ auszuweisen (immerhin führt sie ja das Sekretariat). Dann ist sie ja von jeglicher Beschränkung ausgenommen. Oder ist das auch so eine Verunsicherungspropaganda vom ÖGB, die nicht stimmt?
Ich hoffe jedoch, der Herr Dr. Mahrer und der junge dynamische Bundeskanzler haben schon erkannt, wie problematisch diese Arbeitszeitregelung sein kann und werden das in meinem und dem aller hart arbeitenden Unternehmer schleunigst ändern!