Am Schmäh halten

Seit über fünf Wochen verhandeln Türkis und Blau über eine Regierungszusammenarbeit. Konkrete Ergebnisse gab es bis jetzt nur in einem Bereich, in dem nicht genau geklärt ist, welche Partei von welcher abgeschrieben hat. Sonst kursierten krude Gerüchte, idiotische und sehr bedenkliche Ideen und lächerliche Taktiken von scheidenden Ministern. Alles in allem hält uns diese Partie am Schmäh!

Offenbar will Strache und Co die letzten Zweifler der Alt-Schwarzen im Auftrag der Türkisen zermürben. Sonst gibt es nämlich keinen Grund, solange zu verhandeln.
Wie konnte ich vergessen: die blaue Handschrift. Ganze 4 Millionen Wähler haben die Strache-Partei nicht gewählt, Kurz liegt mehr als fünf Prozentpunkte in Front. Wie in aller Welt kommt H.C. zu der Annahme, 50% der Regierung zu bekommen??
Verspricht ihm so was der Studienabbrecher? Und wie argumentiert das Kurz gegenüber der Alt-ÖVP? Wir haben die roten G’frieser aus der Regierung vertrieben. Durch weitgehende Zerschlagung der ÖVP, das sagt er aber nicht dazu, der ehemalige Geil-o-Mobil-Fahrer!
Es entsteht bei mir der Anschein, dass erst jetzt so langsam die Altvorderen der ÖVP so richtig abkneißen, was der Jungspund da plant. Für den Machtanspruch samt seiner Prätorianergarde opfert er weiter Besitzstände der alten schwarzen Partei und verscherbelt die Abwrackteile am Basar der Koalitionsverhandlungen.
Dafür soll es ein „Heimatschutzministerium“ geben. Fragt sich nur, ob hier die Ministerien der Türkis/Blauen Truppe vor der Heimat Österreich geschützt werden sollen.
Kurz und Strache sind sich in fast allen Punkten einig, von der Rolle der Frau über die ideologische Aufladung der Schule (nicht die Besten, sondern die Richtigen sollen die gute Ausbildung erhalten!) bis hin zur panischer Angst vor allem Fremden. Die Mahner in der ÖVP, die vor einer Zusammenarbeit mit einer Partei, die in Kreisen der EU-Zerstörer und Putin-Fans verkehrt, warnen, sind für die Karrierepläne von Kurz und seinen Paladinen nicht relevant.
Deutsch-nationale Burschenschafter schon!
Kurz hält uns (und Teile seiner Partei) am Schmäh und hofft, damit im Poker um die Macht weitgehend unbeschadet durchzukommen.

PS: Dass rechts-extreme Deutschnationale weder im Parlament noch in Ministerämter etwas zu suchen haben, ist offenbar einer Mehrheit der Österreicher wurscht oder nicht bekannt. Ebenso die „Einzelfälle“ der FPÖ. Noch im Laufe der Koalitionsverhandlungen gab es schon den wieder einen. Und mit Menschen, die ihren rechten Arm immer wieder nicht unter Kontrolle haben, will Kurz koalieren.
Muss aber nicht immer ein „Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe“ Epigone der „anständigen Heimatpartei“ sein.  Ein Polizist, der betrunken auf dem Donaubrücken-Radweg mit seinem Auto hängenbleibt, darf nun, nach angemessener „Gras-über-die-Sache-wachsen-lassen“, in den Bundesrat für die FPÖ einziehen. Womit auch wieder einmal bewiesen ist, dass der Bundesrat ersatzlos gestrichen werden sollte.