Elefanten starten ihre Runden

Auf Puls4 wurde die erste sogenannte Elefantenrunde absolviert. Die Sendung war gut gestaltet, erfreulich ausführlich und zeigte auch Peter Pilz als Dickhäuter! Und die OGM-Analysen bewiesen erneut, wie sehr Demoskopie herumirrt!

Auffällig war vor allem die Länge der gut gelungenen Sendung. Von 20.15 bis kurz vor Mitternacht – eine Watschen für den ORF! Nur die Umfrage am Ende ist lieb, aber sinnlos (dazu am Ende des Eintrags).
Sechs Kandidaten konnten sich den Wählern präsentieren, vor allem Peter Pilz nutzte seine Chance! Zusätzlich hatte er den besten Sager des Abends. Er meinte zu Kurz: „Ich habe Ökonomie studiert, sie haben ÖVP gelernt!“ Echt, das saß!
Strache versuchte sich im Rollenfach Elder Statesman, pochte auf Frauenrechte und bessere Kinderbetreuung und erklärte Kurz, dass dieser alles von der FPÖ übernommen hat.
Kurz war gar nicht schlecht, doch praktisch jedes Thema von ihm kreiselte um Flüchtlinge und Integration. Auch dann, wenn es thematisch aber so gar nicht passte, wie bei der Erbschaftssteuer. Auch zeigte er eine neue Seite: die des armen, immer wieder böse kritisierten Besorgten. Das kam ein wenig wehleidig herüber.
Die Problematik, dass er seit Jahren als Regierungsmitglied Dinge mitgetragen hatte, die plötzlich nicht mehr gut sind, kann er bis zum Ende des Wahlkampfs nicht auflösen. Denn das ist einfach die große Schwäche seines Umfärbens der ÖVP in eine Bewegung, die aber einfach alte ÖVP-Politik fortsetzt. Darum muss er die Leute mit Integration und Flüchtlingen in Alarmstimmung halten, sonst könnten seine neuen Fans doch auf blöde Fragen kommen.
Strache und Kurz war gemeinsam, dass sie plötzlich Dinge forderten, die ihre Parteien seit Jahren verhindern, ablehnen oder schlicht negieren (z.B. bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Frauen – außer in Wien ist das fast in ganz Österreich friktionsfrei nicht möglich!).
Kern war erstaunlich ruhig, in den sozialen Belangen sehr überzeugend, gab den Kanzler, setzte die Chancengleichheit für alle in den Mittelpunkt und lehnte Spaltung des Landes ab. Ein guter Auftritt, der mit einem (lächerlichen, aber dazu am Ende) Umfragesieg nach der Diskussion durch das OGM bestätigt wurde.
Frau Lunacek hatte es einfach nur schwer, konnte die Karte als einzige Frau nicht ausspielen und verbiss sich auch (meiner Ansicht nach) in Themen, die momentan halt niemand interessieren. Und im Vergleich zu Pilz war sie echt schlecht. Lunacek ist die größte Profiteurin des Pilz-Boykotts von ORF!
Strolz war Strolz, sympathisch aufgedreht, mit so manchen sehr richtigen Ansätzen und Aussagen!
Ja, es war über weite Stecken ein „alle gegen Kurz“, aber da ist er selber Schuld daran. Denn wochenlang auf Tauchstation gehen, dann immer wieder Dinge behaupten, die sehr hinterfragbar sind und sich nun beschweren, alle kritisieren ihn, ist schon ein bissl schwach. Und die Hinweise auf mangelnde Ausbildung im Gegensatz zu seiner lupenreinen Partei-Karriere als Polit-Apparatschiks muss er aushalten, denn es stimmt! Außer Kurz hatte jeder der anderen 5 Teilnehmer mindestens einen Berufs- oder Studienabschluss und in der realen Welt abseits von der Partei gearbeitet!
Zu Koalitionen gab es keine Erhellung, aber das war irgendwie klar.
Ach ja: die Umfrage-Ergebnisse von OGM am Ende der Sendung waren völlig sinnlos. Die Gruppe der Befragten nach den aktuellen Ergebnissen der OGM-Sonntagsfrage (also 33% der Abstimmer sind deklarierte Kurz-Wähler, 25% Kern-Wähler usw.) zusammenzusetzen, ist einfach statistischer Unfug! Man möge bitte mehr auf die grundlegende Notwendigkeit einer sinnvollen Quota-Methode bei diversen Instituten achten! Auf keinen Fall ist eine willkürliche Gewichtung der Stichprobe durch ein Institut (und nichts anderes ist es, was OGM tut) dazu angetan, valide Ergebnisse für eine Stichprobe n (schon gar nicht für eine Grundgesamtheit N) zu erhalten. Denn durch dieses Sample hat auch Kern im Overall-Ranking gewonnen, und nicht Kurz. Da es viel weniger Kern als Kurz-Fans in der Gruppe gab! Aber nochmals, diese OGM-Analyse ist einfach nur lieb und schrammt an der demoskopischen Selbstbeschädigung vorbei! Nicht ernst nehmen und auf keinen Fall nachmachen!