Nach dem ESC – eh’ wurscht?!

Der erste Hype um Conchita Wurst hat sich gelegt – und gibt den Blick frei auf einen Bereich der Menschlichkeit, in den sich immer wieder alle einmischen, die dazu kein Recht haben!

Die völlige(!) Gleichstellung aller Menschen vor den Gesetzen ist schon eine schwere Aufgabe, die absolut anzustreben ist. In einem sehr begrenzten Bereich des Familienrechts samt den damit verbundenen Auswirkungen wäre es ganz einfach. Doch nicht einmal hier klappt es. Immer noch ist Parteien und ideologisch fundamentalistischen Kreisen, aus welchen Gründen auch immer, die Gleichstellung aller anderen Lebenskonzepte dem der hetero-sexuellen Familie ein Gräuel und Dorn im Auge!

Eine Partei wie die ÖVP ist einfach nur jämmerlich, wenn sich eine gelb-blau gefärbte Sympathieträgerin wie die Innenministerin (die ein Bundesland voller aufgeklärter demokratischer Säkularität nur vom Hören-Sagen kennt) erfrecht, ein „Recht auf Vater und Mutter“ für jedes Kind zu fordern. Als Ausschlusskriterium Gleichgeschlechtlicher für Adoptionen.

Im Namen aller Halb- und Vollwaisen frage ich diese Frau, wo deren Rechte sind? Und die der Scheidungskinder, deren (meistens) Väter spurlos verschwinden, ohne jemals wieder gesehen zu werden. Ein unzulässiger Vergleich? Genauso unzulässig ist aber die Unterscheidung bei der Adoption nur aufgrund der sexuellen Ausrichtung, wenn ein Kind ein liebevolles und umsorgtes Heim erhält! Hauptsache, die ÖVP hat ideologisch Recht, dann muss das Kinderrecht auf ein behütetes Heim in jedem Fall hinten anstehen. Denn im schlimmsten Fall kann immer noch mit dem lieben Gott argumentiert werden!

Was mich zur Katholischen Kirche führt. Bitte nicht glauben, dass sich unter dem neuen Papst da irgendetwas ändert. Und warum auch? Die Katholiken sind ein Verein, der sich seine Spielregeln und Vereinsrichtlinien selbst aufstellen kann, so wie jeder Taubenzüchterverein!

Was aber einfach nicht geht und für liberale säkularisierte Menschen unerträglich ist: diese permanente moralische Geiselnahme einer ganzen Bevölkerung! Wenn es katholische Schwule gibt (und das ist schon eine Sache, die sich für mich nicht ausgeht), dann dürfen die keine Kinder adoptieren, wie Bischof Küng ausrichten ließ („Absolutes Nein zu „Homo-Adoption!“)! Aber Katholiken dürfen auch kein Kondom benutzen, nicht in Unzucht leben, sich nicht scheiden lassen, nicht abtreiben usw. (Anm.: Kriege führen schon!)

In Ordnung, aber das gilt nicht für die restliche Bevölkerung!

Die Katholen haben in Sexualfragen sowieso nur minimale Glaubwürdigkeit und moralische Leitfunktion besessen und seit den Missbrauchsfällen in ihren Reihen auf jeden Fall auch diese verloren. Keine Glaubensgemeinschaft besitzt das Recht, spezielle Moralvorstellungen in eine Welt zu posaunen, die eine nicht unwesentliche Bevölkerungsmenge nicht teilt! Aber die Katholische Kirche hat einfach immer noch nicht überwunden, in diesem Land nicht mehr das absolute Sagen zu haben (so wie das keine Religionsgemeinschaft überwindet – alle wollen den jeweiligen Menschen ihre Vorschriften, Philosophien und Werte aufzwingen – zum Glück geht das bei uns im Westen nicht mehr so ohne weiteres!) In diesem Fall glaubt die Kirche die Mehrheit der Volksmeinung hinter sich zu haben – höchstwahrscheinlich stimmt das auch. Noch!

Die rechtliche Angleichung von Homosexuellen, Transgender und Queer-Personen wird bei uns im Westen kommen. Die Gegenströmungen werden zunächst stärker werden, da sich die moralin-sauren Zombies der rechts(extremen)-konservativen Parteien, der unlauteren Experten und der Religionsgemeinschaften langsam in die Enge gedrängt fühlen.

Schlussendlich ist die Gleichstellung eine soziologische Entwicklung in, trotzdem, bemerkenswerter Geschwindigkeit. Denken wir 30 Jahre zurück – es hat sich viel für die Betroffenen zum Besseren gewandelt.

Nicht schnell genug – möglich. Aber „unstoppable!“