Kurz keine kaufmännische Hausfrau

Wer hat nicht das Totschlagargument der ÖVP im Ohr: „Jede anständige Hausfrau weiß, dass sie nicht mehr ausgeben kann als sie einnimmt!“ Der Spruch kommt auch in der Variante Kaufmann daher. Nebenbei, so sieht die Geschlechterrolle der türkisen ÖVP aus. Darum ist die SPÖ böse, weil immer neue Schulden und so. Na, bei einem Schuldenstand von über 20 Millionen ist Kurz wohl weder Hausfrau noch Kaufmann!
Es gibt so Stehsätze, die sind an Dummheit schwer zu überbieten. Auf konservativer Seite gehört hier etwa der Satz „Das Vermögen ist ja schon einmal versteuert worden!“ als Argument gegen Erbschaftssteuer dazu. Erklärung: alles in Österreich, was gekauft und nicht gestohlen wurde, wurde schon mit einmal besteuertem Geld erworben (durch sämtliche Einkommenssteuern).
Der zweite dumme Stehsatz ist der oben erwähnte mit Hausfrau/Kaufmann. Wer solche Dinge ventiliert ist entweder ein Kommunist (dort gab es keine Kredite) oder schlicht mit der freien Marktwirtschaft überfordert!
Gebe es keine Schulden, würde unser kreditbasiertes Wirtschaftssystem schlecht aussehen. Wer hat schon das Geld bar herumliegen (oder auf dem Sparbuch) für Investitionen wie Auto, Wohnung, Maschinen oder Renovierungen? Leasing ist eine alternative Variante, dafür gehört einem die Sache auch nicht. Ein Bausparkredit ist ebenfalls „Schulden machen“, weil der Haushalt mehr Geld braucht, als er einnimmt! Denn niemand (bis auf Figuren rund um Kurz) kann in wenigen Monaten so eine Geldmenge sparen, dass es ohne Kredit gehen könnte.
Also sind Schulden zunächst nichts Schlechtes! Alle Parteien, sehr viele Unternehmen und Privathaushalte haben Schulden!
Die Höhe der ÖVP ist allerdings tatsächlich astronomisch hoch. Da ist es auch ganz klar, warum die „Spenden“ gerade für die Türkisen so extrem wichtig waren. Mit der Spendenobergrenze von 700.000,- Euro pro Jahr wird es noch enger für Kurz. Kredite müssen her! Er braucht die erz-schwarze Raiffeisen Bank für mehr Geld per Kredit. Hier zählt die Devise „Keine neue Schulden“ nichts. Es ist die übliche Scheinheiligkeit der türkisen ÖVP!
Nun ist eine Partei kein Staat, schon klar. Doch es ist einfach schäbig, den politischen Mitbewerbern permanent das „Schulden machen“ anzukreiden, selbst aber bei sich keine Zurückhaltung zu kennen. Noch dazu, dass öffentliche Schulden für Investitionen in die Zukunft, etwa Infrastruktur, Ausbildung und Sozialstaat aufgenommen werden. So wie im Privathaushalt die Verschuldung per Kredit für Wohnraumbeschaffung erfolgt!
Doch wenn dann öffentlich wird, dass Kurz exorbitante Kosten für Party, Frisör, Privatjet-Flüge und Berater-Freunde ausgibt, hat das einen miesen Beigeschmack. Die Investition ist ausschließlich auf Kurz und seine Zukunft ausgerichtet!
Hier sieht die Bevölkerung den typischen jungen Mann ohne Schul- oder Berufsausbildung (Matura ist ein Schulabschluss, keine Ausbildung!), der sich mit geborgtem Geld einen bestimmten Lebensstandard und soziales Ansehen erwerben will (das er aufgrund seiner persönlichen Leistungen nicht erhält). Im normalen Leben führt das zum Privatkonkurs und zum Gang zur Schuldnerberatung. Bei der ÖVP wird so jemand Parteichef und Bundeskanzler. Dank auch der vielen Schulden durch Kredite! Bei der europaweit höchsten Parteifinanzierung durch Steuergelder!
Das ist der „Weg für Neues“ und „Sparen im System“ a lá Kurz – bei allen, nur nicht bei sich selbst und den eigenen Günstlingen!