Kurz gehackt?

Wenn die Berichte über den Hacker-Angriff auf die ÖVP Server stimmen, ist das eine auf das Schärfste zu verurteilende Aktion! Die Ironie dabei ist, dass es eine Partei getroffen hat, die von der „Totalüberwachung“ der Bevölkerung mittels Bundestrojaner träumt. Dennoch ist die ganze Sache auch unglaublich praktisch für Kurz und seine Garde. Denn nun können sämtliche „Ungereimtheiten“ auf „Manipulationen“ geschoben werden.
Zusätzlich sind immer noch viele Fragen, etwa zu der doppelten Buchhaltung, offen. Stand Freitag wird nur von türkiser Seite behauptet, die Kugelschreiber seien im Wahlkampfbudget vorsätzlich durch eine Manipulation falsch verbucht worden. Die Geschichten rund um verdeckte Spender und Umgehung gesetzlicher Vorgaben durch Stückelungen stimmen aber.
Es wird in den letzten 20 Tagen vor einer Wahl schwierig werden, was nun vonseiten der ÖVP stimmt, und was völlig aus der Fantasie von Kurz & Company in die Welt hinausposaunt wird.
Seine Fans werden ohnehin in ihrer Meinung, Kurz sei ein Opfer, nicht abzubringen sein. Da stört so ein Hackerangriff den durchschnittlichen PC und Handy-User ohnehin wenig. Alle anderen müssen nun mit der türkisen Behauptung leben, alles sei ja eine Manipulation von bösen Hackern gewesen.
Sollte die ganze Geschichte jedoch ein Fake von der ÖVP sein (wonach es allerdings im Moment für mich nicht aussieht!), wäre das ein gewaltiger Skandal!
Traurig daran ist vor allem, dass soetwas (nämlich ein G’schichtl der ÖVP) überhaupt als Möglichkeit gesehen wird. Denn einige trauen den Türkisen zu, so etwas zu erfinden, um daraus Kapital zu schlagen oder vom mauen Wahlkampf abzulenken. Das wirft schon ein gewisses Licht auf die persönliche und politische Kultur der ÖVP in den letzten zweieinhalb Jahren unter Kurz und deren Wahrnehmung in Teilen der Bevölkerung jenseits der Fan-Gruppe auf Facebook. Es ist den Türkisen auch einiges passiert.
Stichworte zu nicht vertrauensbildenden Aktionen?
Schredder-Aktion, massive Wahlkampfkostenüberschreitung 2017, Unwahrheiten zur Bautätigkeit in Wien, alternative Wahrnehmung zu Stimmverhalten gemeinsam mit den NEOS, Umfärbeaktionen, Rechtsextreme wegen Koalition aushalten, Medienfreiheit nur für „bestimmte Medien“ meinen, usw. Deshalb ist eine gewisse Vorsicht sowie Skepsis bei Aussagen der ÖVP durchaus verständlich!
Und noch als Nachtrag zum Sommergespräch mit Kurz: wenn der Moderator einen Gesetzesbruch durch die ÖVP (Wahlkampfkostenüberschreitung um fast das Doppelte) als „Fehler“ durchgehen lässt, ist das schon bezeichnend. Das war kein Fehler, sondern eine bewusst kalkulierte Schweinerei! Eine Überschreitung von 50.000,- Euro wäre ein Fehler gewesen – 6 Millionen Euro sind in anderen Ländern ein Fall für die Staatsanwaltschaft!