Weltfrauentag: weniger reden, mehr handeln!

Der nächste Weltfrauentag. Immer noch verdienen Frauen um bis zu 21% weniger, leisten praktisch die komplette Haushaltführung samt Kindererziehung und stellen wegen Familienglück ihre Karriere hintan. Es gibt zwar mehr engagierte Vater und Männer, aber immer noch viel zu wenige. Und der Feminismus? Ist gefangen in einer Zwickmühle zwischen Erreichtem und Perspektivenlosigkeit. In der Zwischenzeit werden Frauen immer noch viel zu oft nicht „ernst genommen“.

Bundeskanzler Kern ist nach eigenen Worten „Feminist“. Lieb! Frauenquote in der Regierung hat da wohl nichts damit zu tun. Auch sonst sind natürlich alle für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Vor allem die recht(sextrem)en Gruppierungen erkenne die Gefahr der Frauenemanzipation durch böse Moslems. Auch lieb!
Aber das war es dann. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Seit Jahrzehnten unerfüllt von Gewerkschaft und Wirtschaft gleichermaßen. Die berühmte „Gläserne Decke“ hat Sprünge bekommen, fort ist sie nicht. Im Grunde heißt es für einen Großteil der Frauen, sich zu entscheiden: Karriere oder Kinder. Beides geht nur in ganz seltenen Fällen, am ehesten in Ballungsräumen und Großstädten.
Kindergartenplätze sind (außerhalb Wiens, und da gibt es ordentlich Probleme) bestenfalls mangelhaft in Bezug auf Schließtage und Öffnungszeiten. Noch schlimmer wird es aber dann, wenn das Kind in die Volksschule kommt!
Frauen, die ihre Kinder in Kindergrippen geben, müssen sich immer noch den Vorwurf der „Rabenmutter“ anhören, wenn auch subtiler als früher! Rechtsextreme PolitikerInnen sprechen immer von der DDR, wenn es um ausreichende Kinderbetreuung (samt Integration und Ausgleich von Defiziten der Kinderentwicklung wegen der Eltern) geht. Rechte PolitikerInnen schreien nach Wahlfreiheit und meinen in Wahrheit, dass Mütter gefälligst nachmittags daheim zu sein haben!
Sind die Kinder dann selbständig, kommt meist nach wenigen Jahren der Ruhe die nächste (unentgeltliche) Tätigkeit für Frauen auf sie zu: Pflege. Ob die eigenen Eltern oder Schwiegereltern, manchmal der Partner. Auch hier liegt die Hauptlast auf den Frauen. Nebenbei, der von manchen Vorbelasteten geforderte 12h Tag ist gerade für die meisten Frauen eine einzige Provokation!
Gleichzeitig sehen Feministinnen eine ganze Generation von jungen Frauen heranwachsen, die plötzlich mit den Ansprüchen des „klassischen“ Feminismus wenig anfangen können. Es wird nötig sein, die Ansprüche und Versprechungen des Feminismus, der im Grunde eine Verbesserung aller Mitglieder einer Gesellschaft beinhaltet, mit neuen Impulsen für eine direkte Relevanz in der Digitalen Welt des 21.Jhd. auszufüllen.
Denn viel zu viele, vor allem junge Frauen, sehen ihre Mütter: beruflich und privat gestresst, womöglich ohne Partner und mit wenigen Perspektiven für die Zukunft.
Da ist es nicht verwunderlich, dass die Emanzipation samt eingebetteten Feminismus für diese Generation offenbar versagt hat. Die hart erkämpften Errungenschaften der Vergangenheit zählen nicht, das ist nun einmal so. Und (zu) viele tappen in die Falle: mir passiert das sicher nicht! Bis sie selbst vor der Karriere/Kinder Entscheidung stehen.
Es ist Aufgabe von uns allem, auch und vor allem den Männern, den Weltfrauentag nicht nur auf den Lippen zu tragen. Frauen als gleichrangig zu sehen. Nicht immer den „Pupperln“ die Welt erklären. Nicht immer „Ist ja eine Frau!“ mitdenken bei allen unpassenden Gelegenheiten. Aber auch die falsche Rücksichtnahme muss aufhören: Mann darf Frauen ruhig sagen, wenn etwas nicht passt. Mann darf und soll Frauen, wenn berechtigt, kritisieren können. Denn solche Kritik zeigt auch Wertschätzung. Beim „Tschapperl“ ist eh alles wurscht. Gelebtes „ernst nehmen“ von Frauen muss einfach stärker in der Gesellschaft verankert sein. Dann klappt es schlussendlich auch mit Anerkennung, Gehaltsgleichheit und Partnerschaften auf selber Augenhöhe.