Winterland 2013

„Es ist halt Winter!“, rief mir der vorbeigehende Nachbar fröhlich zu. Inzwischen lag der Schnee einen halben Meter hoch neben der Einfahrt und ich war noch nicht annähernd fertig mit Freischaufeln. Lustig tanzten die dicken Schneeflocken zum Takt meiner Flüche.Die Wettervorhersage hatte sich wieder einmal geirrt, so wie schon in den letzten Monaten immer öfters. Der mäßige Schneefall entpuppte sich als weißes Megaereignis, das die örtliche Leidensfähigkeit an den Rand der Zumutbarkeit trieb. Sogar die Katze blickte deprimiert den frisch geräumten Weg zwischen Einfahrt und Eingangstür entlang, der sich erneut Weiß färbte.
Motivierte Kfz-Lenker rutschen beherzt mit durchdrehenden Rädern über die spiegelglatte Hauptstraße, ohne Rücksicht auf Verluste von Mensch oder Tier.
Wüste Verwünschungen auf den Lippen beendete ich die Schneeräumung, mit klammen Fingern in nassen Handschuhen und mit gefrorenen Hosenbeinen. Der Kombi musste warten, keine Macht der Welt konnte mich noch länger in dieser weißen Hölle halten. Eine heiße Tasse Kaffee lockte ins Haus.

Wenige Minuten später stand ich in der Küche, umgezogen und abgetrocknet, die Kaffeetasse zwischen prickelnden Fingern und skeptisch durch das Fenster in den immer noch grauen Himmel blickend. Ein wenig hatte der Schneefall in den letzten Minuten nachgelassen, vielleicht musste ich nicht ein weiteres Mal am heutigen Tag die Schneeschaufel in die Hand nehmen.
Kaum nach Verklingen dieses optimistischen Gedankens vernahmen meine Ohren den charakteristischen Lärm vom gemeindeeigenen Schneepflug. Mit knirschenden Geräuschen schob die Schaufel den gefallenen Schnee vor ihr her und türmte beim Vorbeifahren an den frisch geräumten Einfahrten eine neue, mehrere Zentimeter hohe Schneebarriere auf. Willkommen in der neuen Wintersaison, dachte ich ärgerlich und trottete Richtung Ausgang und Schneeschaufel.