SPÖ: Selbstzerstörung Partie Österreich

Und da haben manche geglaubt, die Urlaubsplanung des Kanzlers wäre ein Problem. Nun steht eine selbstzerstörerische Partei (oder Partie?) vor dem Scherbenhaufen einer Entwicklung, die seit 2013 anhält. Die roten Genossen wissen einfach nicht, woher sie kommen, wohin sie wollen und, am schlimmsten, wo sie gerade stehen! Nicht unbedingt eine Wahlempfehlung.

Egal, wie es die SPÖ dreht und wendet – sie verliert. Das ist eine klassische Lose-Lose Situation, der Alptraum jedes Krisenmanagers.
Wenn es interne Sabotage war, fragt man sich, wieso? Wenn es ein Maulwurf war, fragt man sich, wie der dort hinkommen konnte. War es geplant, muss man sich fragen, ob die noch ganz richtig ticken.
Die Person Silberstein ist seit dem Frühjahr ein Hemmklotz. Hinweise, dass der Mann in undurchsichtige Geschäfte verstrickt sein könnte, kamen von der ÖVP. Die Roten taten das als weiteren Angriff ab. Aber als Politik-Profi muss ich wissen, wenn an Angriffen auch was dran sein könnte. Was wohl stimmte.
Ja, Georg Niedermühlbichler war ein kapitaler Fehlgriff. Aber die ganze SPÖ ist offenbar in einem Zustand der Verwirrung. Es ist nach Plan A, Wahlkampf und 7 Punkte-Plänen (wer erinnert sich noch daran?) eigentlich immer noch nicht klar, was die SPÖ und Kern anzubieten haben. Gegen hohe Mieten, gegen Sozialabbau? Geh’ bitte, geschenkt!
Der Weg der Sozialdemokratie wurde eindeutig verloren, irgendwann zwischen Oppositionsjahren und Kern. Grundlegende Dinge wurden einfach nicht geklärt, erkennbare Positionen nicht besetzt. Irgendwie haben sich die Genossen von Wahl zu Wahl durch- und weitergeschwindelt. Hauptsächlich dank Häupl in Wien (nein, Herr Niessl, nicht durch sie!) verkam die Sozialdemokratie nicht völlig zu einer Karikatur.
Das begann mit der Wehrpflichtdebatte, dem Herumeiern bei der Flüchtlingskrise,  die Nicht-Position beim Freihandel, führte zu den immer noch nicht verständlichen Grabenkämpfen um die Gunst einer recht(s)radikalen Burschenschafter-Partei und endet nun mit der hingenommenen Demontage eines Halbjahres-Hoffnungsträgers.
Und zu allem Überfluss ist Kern offenbar tatsächlich mit der Politik überfordert!
Wie wird sich das alles auf den Wahlkampf auswirken? Schwer zu beantworten.
Es ist bei unseren Landsleuten manchmal unmöglich vorherzusagen, wann jemand völlig fallengelassen wird und wann ein „Mitleidseffekt“ einsetzt. Auf den die neuen (alten?) Strategen in der SPÖ durch Maulwurf-Rufe und Verschwörungstheorie setzten. Kennen wir in der Form von Jörg Haider. Kann aufgehen, muss aber nicht. Denken wir an die Nazi-Rülpser, die auch bestimmten Parteien niemals geschadet hatten, obwohl alle empört waren und die Kommentatoren und Medienexperten meinten, nun ist es endgültig vorbei. Möglich, dass diese ganze Causa die überzeugten Rot-Wähler überhaupt nicht tangiert! Ich traue mir keine Prognose zu!
Dennoch! Die selbstverschuldete Schwäche der SPÖ seit Mai 2017 ist die einzige Stärke von Kurz. Und er wusste damit gut umzugehen. Zum Gewinnen gehören in der Politik halt immer zwei. Zum politischen Selbstmord genügt eine einzelne Partei.