Donald Trump im Weißen Haus!

Eigentlich fehlen einem die Worte. Mit weniger Stimmen als seine Kontrahentin (nämlich über 1 Millionen weniger!!!), aber durch das undemokratische Wahlmänner-System bevorzugt, wird Donald Trump der 45.US-Präsident. Ein völlig neues Stück US-Geschichte wird eröffnet – gegen Erwartungen und Umfragen sowie gegen die Vernunft.

Er wird nur wenig seiner großspurigen und prahlerischen Vorhaben umsetzen. Es ist sogar zu befürchten, dass nun republikanische Hintermänner die Strippen ziehen. Schön für die reichen 5 Prozent, schlecht für den Rest. Trotzdem beginnen mit dem ersten US-Präsidenten, der weder Politiker noch Militär war, neue Zeiten in den USA. Ob positive, darf bezweifelt werden. Nun spielt der Immobilien-Milliardär Trump also US-Präsident. Es waren drei Hauptgründe, warum er gar nicht so überraschend gewonnen hat:
Zum ersten war Clinton eine schrecklich falsche Kandidatin, die vor allem junge Demokraten nicht überzeugte. Zweitens konnte Trump glaubwürdig und nachweisbar damit hausieren gehen, dass er eben nicht zum sogenannten „System“ gehört. Unreflektierte Idioten auf der ganzen Welt fühlen sich dadurch angesprochen, die Ablehnung durch Trumps eigene Partei verstärkte seinen Status als „Rebellen“ noch! Drittens geht es, im Gegensatz zu Österreich, vielen US-Bürgern tatsächlich schlecht und niemand kann es einem jahrelang Arbeitslosen ohne Sozialleistungen wirklich krumm nehmen, wenn er jemanden wählt, der ihm, wider jeder Vernunft, einen Job verspricht, der vor Jahren nach China ausgelagert wurde!
Trump ist ein Medien-Phänomen, den die US-Bürger seit Jahrzehnten kennen. Er hat einen kreativen Umgang mit der Wahrheit, trotzdem glauben viele seiner Wähler, er sei ein „ehrlicher Kerl, der das richtige mit etwas deftigeren Worten sagt“.
Nebenbei: beinahe 30 Jahre lachen wir über die Al Bundys, Tim Taylors und Homer Simpsons aus dem US-Fernsehen, aber vergessen, dass es diese Figuren praktisch eins zu eins in Realität gibt. Und jetzt sind diese, emotional aufgeputscht vom Slogan „Make America great again“, seit Jahren wieder einmal zur Wahlurne gegangen. Und haben dort ein Zeichen gesetzt: gegen alles vermeintlich un-amerikanische, gegen das „System“, gegen zuviel Freiheit (Krankenversicherung oder bestimmte Arten von Gleichberechtigung) und gegen die Welt jenseits ihrer kleinen Horizonte im amerikanischen Kleinstadt-Milieu. Soweit unterscheiden sie sich überhaupt nicht von FPÖ-Wählern! Daher kann niemand, der Hofer seine Stimme gibt, gegen Trump sein!
Was wird Trump tun? Das weiß er höchstwahrscheinlich selbst nicht so genau.
Ist das schlecht für die Welt? Möglicherweise.
Die Auswirkungen auf Europa? Die EU muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass mit dem ewigen Rockzipfelklammern an den USA endlich Schluss ist. Vielleicht geschieht es jetzt unter dem Eindruck einer protektionistischen, unilateralen Haltung der USA, deren Streben (auch offiziell) nur zum eigenen Vorteil gereicht.
Eine wirklich potentielle Gefahr durch einen Charakter wie Trump im Weißen Haus sehe ich allerdings. Als lupenreiner Rechts-Populist hat er viel versprochen und wird fast nichts davon einhalten. Fallen in einigen Monaten seine Beliebtheitswerte immer tiefer, greifen solche Individuen zuerst zum Geldverteilen (siehe Haider in Kärnten). Irgendwann geht das aus finanziellen Gründen nicht mehr. Dann ist bei den USA immer gerne ein Konflikt mit einem Außengegner zur Hand, um „die Nation in einer Krise zu einen“. Jeder denke an George W. Bush und seinen „Krieg gegen den Terror“, das Irak-Desaster und die Afghanistan-Misere. Allerdings denkt Trump in gewaltigen Dimensionen: und da fällt mir China ein, womöglich der Iran. Nach dem ersten handfesten Streit mit Putin (und zu dem kommt es unausweichlich zwischen solchen Personen mit labiler Psyche) ist auch ein Konflikt mit Russland viel wahrscheinlicher.
Panik ist nicht angebracht, aber ein gewisses Maß an Besorgtheit muss im Raum stehen bleiben. Jedenfalls braucht es jetzt umso mehr ein starkes Europa, um gemeinsam besser gegen mögliche Probleme gewappnet zu sein, egal, ob gegen die USA oder Russland. Wer dem widerspricht, ist ein Handlanger Putins und sicher kein Patriot!