Verhüllte Statuen – unverdeckte Empörung

Die Sache mit den verhüllten Statuen beim Besuch des iranischen Staatspräsidenten Rohani in Italien bringen die Gemüter der Rechten zum Kochen. Etwas mehr Gelassenheit in dieser Angelegenheit wäre angebracht. Da geht es nicht um Islam, sondern um dumme Prüderie, die allen antiaufklärerischen Kreisen eigen ist!

Natürlich ist die ganze Aktion lächerlich. Aber statt, wie rechtslastige Journalisten à la Martina Salomon im Kurier über Unterwerfungsgesten gegenüber dem Islam zu geifern http://kurier.at/meinung/kommentare/unterwerfung/177.529.026, wären diplomatische Hintergründe zu beachten. Hans Rauscher beschreibt einen möglichen Grund dafür in inner-iranischer Propaganda http://derstandard.at/2000029897672/Nackte-Goettinnen

Angeblich hatte ja Rohani nichts gegen die Statuen, aber er wollte einfach keine Fotos von sich davor, wegen möglicher religiöser Kritik seiner eigenen religiösen Führer. Alles sehr kompliziert. Und ich möchte nicht wissen, welche anderen Dinge bei anderen Staatsbesuchen geschehen.

Aber zum Thema „Empörung über aufgezwungene Zensur durch Andersdenkende zu Nacktheit“: Denken wir an Facebook, wo jeder nackte Nippel geahndet wird, während Terror-Propaganda und Mobbing „nicht gegen Facebook-Richtlinien verstoßen“. Und schon in den 2000er Jahren musste Wien-Tourismus auf seiner Homepage sehr aufpassen, welche z.B. Klimt und Schiele-Bilder online gingen. Da kamen die Beschwerden über „offensive Nacktheit“ aber aus den USA.

Wenn allerdings Gemälde, Plastiken, Installationen in den Museen täglich zensiert werden sollten, um nicht irgendwelche „Gefühle“ zu verletzten, ist die rote Linie der Toleranz gegenüber Prüden klar überschritten!